Versteckte Kamera 1Wohl jeder von uns, der ein Fernsehgerät besitzt, hat schon einmal in diesen Klassiker des ZDF-Unterhaltungsprogramms hineingezapt. Schmunzelnd und nicht ohne Schadenfreude haben wir uns auf Kosten anderer amüsiert, wenn Thomas Ohrner eine prominente Persönlichkeit oder auch nur jemanden wie Du und ich irregeführt und hereingelegt hat. Die besondere Würze bekommt der Spaß, weil sich das Opfer in peinlicher Situation unbeobachtet glaubt. Wir Couch-Potatoes vor unseren Fernsehgeräten sind, quasi durch das Schlüsselloch, millionenfach und unerkannt Zeugen fremder Scham.Kaum einer im lachenden Publikum hat eine Vorstellung davon, welch immenser Aufwand an Technik, Set-Bau und Manpower bei der Produktion der „Versteckten Kamera“ betrieben wird, um das Opfer in Sicherheit zu wiegen und die Falle glaubhaft zu inszenieren: Die komplette Regie, alle Kameras, die Tontechnik und der gesamte Stab müssen für das Opfer unsichtbar bleiben. Wenn Technik dennoch zu sehen ist, dann als Bestandteil der Geschichte und Requisite.

Versteckte Kamera 2So bei Gags mit Gerd Rubenbauer oder Jenny Elvers, die einen TV-Auftritt simulierten. Die Produktionsfirma der „Versteckten Kamera“, die MET Film- und Fernsehproduktion GmbH aus München, muss im Vorfeld der Inszenierung eines Sieben-Minuten-Gags alle Ablauf-Eventualitäten, alle möglichen Bewegungsabläufe des „Opfers“ bedenken. Kameras, Tontechnik und Licht werden mit wenigen Ausnahmen am Set fix installiert, um unsichtbar zu sein. Damit der gesamte Aktionsradius des Opfers in Bild und Ton festgehalten werden kann, sind mehr Kameras und Mikros nötig, als dies bei den meisten anderen Fernsehproduktionen der Fall ist. Bis zu neun Kameras im Einsatz zu haben, ist bei der „Versteckten Kamera“ nicht der normale Alltag, aber auch nicht ungewöhnlich.

Als die Münchner DiNO Editing (Digital Nonlinear Online) die Postproduktion der „Versteckten Kamera“ übernahm, sahen sich die Editoren einer geradezu inflationären Materialflut von Bild und Ton gegenüber: Bis zu neun TC gekoppelte Videoquellen unterschiedlicher Qualitätsklassen wie Digi Beta, Beta SP und DV sowie zusätzliche Vorproduktionen müssen in der Postpro übersichtlich und effizient bearbeitet werden können. Wie die Timeline eines fertig geschnittenen Gags für diesen Fall aussieht, wenn kein MultiCammode zur Verfügung steht, kann sich der Editor vorstellen. Den leichten Schauer des Unbehagens, der sich dabei einschleicht, auch.

Berücksichtigt man noch den Ton mit lockeren 12 bis 16 Spuren, stellt man fest, dass eine Timeline schnell mal unübersichtlich werden kann, vor allem, wenn die Hälfte davon ständig oben oder unten die Monitorgrenzen überschreitet.

Im Ehrgeiz geweckt, das Angebot von Materialfülle und -vielfalt zu einem unterhaltsamen Ergebnis zusammen zu führen, entschlossen sich die Geschäftsführer von DiNO Editing Uwe Fritz und Michael Mildner Ende letzten Jahres in einen neuen AVID Media Composer 10.0. zu investieren. Hauptanreiz für diese Entscheidung war, dass der Media Composer 10.0 auf Windows NT zum Zeitpunkt des Kaufs bereits den Realtime MultiCam mode mit bis zu 9 Videospuren zur Verfügung stellte. MAC-basierte Systeme boten dies noch nicht an. Dadurch, dass alle neun Spuren im Blick sind, wird eine kreativere Bildauswahl möglich, bei gleichzeitig sinkenden Schnittzeiten. Auch inhaltlich – und das bestätigt die Redaktion – werden damit anspruchsvollere Ergebnisse erzielt. Die Gefahr, vorhandene Bilder zu übersehen, ist bei dem parallelen Bildangebot nicht mehr gegeben.

Bei aller Zufriedenheit über die Möglichkeiten, die der Realtime MultiCam mode des Media Composers bietet, bleibt nur ein Wunsch für künftige Updates offen: Das Tüpfelchen auf dem i wäre, wenn der Recorder Versteckte Kamera 4Monitor beim Umschalten auf eine andere Bildquelle ebenfalls realtime umschalten würde. Das tut er leider erst beim nächsten „Stopp“.
Wunsch erfüllt! Die DIVA-Redaktion
Weil die Systemumgebung der DiNO Editing auf Windows NT ausgerichtet ist, bereitete die Umstellung von „Avid on MAC“ zu „Avid on NT“ keine weiteren Probleme. Der einzige Wehrmutstropfen, der aufgetaucht ist, betrifft (nein nicht die F1 Taste) die Audio Bearbeitung. Der Media Composer 10.0 auf NT bietet noch nicht, was für die Arbeit am Macintosh längst selbstverständlich ist: die Möglichkeit, mit DEVA erzeugte Audiofiles inklusive TC Informationen zu importieren.

Wie AVID auf der NAB verlauten ließ, gehört dies mit der neuen Version des Media Composers auch auf NT Systemen der Vergangenheit an. Audiofiles im BWF-Format (Broadcast Waveform) enthalten zusätzliche TC Informationen und sollen problemlos importiert werden können (das Update lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor).

Versteckte Kamera 3

BWF ist dabei, sich als Audio – Standard zu etablieren (DEVA ist spürbar auf dem Vormarsch). Das Beispiel der „Versteckten Kamera“ macht deutlich, warum: Am Set ist es nicht ungewöhnlich, dass 10 und mehr Tonspuren getrennt voneinander aufgezeichnet werden müssen. Bei Bandmaschinen (z.B. DA 88 mit 8 Tonspuren), die auch den Anspruch der Mobilität erfüllen müssen, ist damit bereits die Grenze ihrer Möglichkeiten überschritten. Wenn die Postpro am Avid stattfindet, bietet es sich an, den Ton nicht auf Band, sondern gleich als Audiofile z.B. auf DVD-RAM anzuliefern. Vorausgesetzt, man verwendet das richtige Format (BWF) und es wird von AVID unterstützt, entstehen daraus enorme Vorteile für die Tonnachbearbeitung: Die Zeit des früheren linearen Toneinlesens reduziert sich auf einen kurzen Kopiervorgang von Files. Der Ton wird per Import direkt in das Projekt eingeladen und TC-Informationen bleiben erhalten. Gerade der Erhalt der TC-Informationen ist hierbei ein maßgebliches Kriterium.

In Vorfreude auf das Update des Media Composers 10.01 sind sich die Kollegen der DiNO Editing einig, dass Video in Realtime MultiCamera mode zu bearbeiten und Audio inklusive TC-Informationen als BWF Files zu importieren, den Avid um einen entscheidenden Schritt nach vorne bringt. Man weiß sich in einer Umgebung, die eine wirklich effiziente komfortable Postproduktion ermöglicht. Und das auch für Produktionen, die das Übliche überschreiten.

(Uwe Fritz – Geschäftsführer der MET Postproduktion Dino Editing)

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